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What The Hack

CHDK
Der Übergang zwischen der Weihnachtszeit und dem neuen Jahr wird nun schon fast traditionell durch den Chaos Computer Congress bereichert. Hier werden in jedem Jahr kreative Lösungen größtenteils technischer Gegebenheiten präsentiert. Die manchmal allwissende Wikipedia definiert einen Hack als „eine verblüffend einfache, (manchmal) elegante und pfiffige Lösung eines nichttrivialen Problems.“

Eine kreative Lösung benötigte ich vor einigen Tagen, da mir der Zugang zu einem Gerät mit Windows 7 nicht mehr möglich war. Aufgrund chronischer Nichtbenutzung war mir leider das wahrscheinlich lustige und einfallsreiche Admin-Passwort entfallen. Schon eine kurze Webrecherche brachte mich dann auf ein Tool namens Offline NT Password & Registry Editor. Nach kurzer Zeit des Einlesens und des Konsums einiger HowTo-Videos auf Youtube, war ich dann schon auf einen guten Weg. Es musste lediglich ein USB-Stick mit dem entsprechenden Tool zum booten gebracht und ein Umlautproblem aufgrund des gewählten Benutzernamens gelöst werden. Nach zwei Stunden der Recherche und des Rumprobierens war der Zugang zu meinem Admin-Konto möglich und ich hatte wieder Zugriff auf sämtliche Daten. Da ich nicht gerade der Hardcore-Windows-Anwender bin, war ich nach dem (für mich) schnellen Erfolg recht belustigt. Klar sein sollte, dass entsprechender Weg natürlich nur bei der Situation des Passwortverlusts eingesetzt werden darf. Wer sich bei fremden Rechnern so den Zugang erschleicht macht sich strafbar. Übrigens scheint dieser Weg auch für das hoch gelobte und innovative Windows 8 zu funktionieren. So viel also zu gefühlter Sicherheit durch komplexe Passwortwahl und vermeintliche Innovation.

Als sei dies nicht genug reifte seit einiger Zeit in mir der Gedanke, die kleine Digitalkamera Canon S95 etwas aufzubohren. Konkret ging es mir darum, Intervallaufnahmen erstellen zu können, um diese später zu einem Timelapse-Video zusammenzufügen. Von Hause aus bringt die kleine Knipse lediglich eine Fake-Variante dieser Aufnahmetechnik mit. Hier kam mir das CHDK-Projekt zur Hilfe. Mit diesem Paket zur Erweiterung der Kamera-Funktionen werden auch an einfachen Consumer-Kameras Intervall- oder RAW-Aufnahmen möglich. Die eigentliche Firmware bleibt dabei unverändert, da CHDK stets von der eingelegten Speicherkarte gebootet wird. Über hinzuladbare Scripte werden bisher ungenutzte Funktionen der Kamera abgerufen. Die Einzelbilder einer Reihenaufnahme lassen sich mit Quicktime zu einem Video mit frei wählbarer Bildrate zusammenrechnen. Vorzeigbare Ergebnisse werden hier natürlich bald folgen. Zeitrafferaufnahmen in voller HD-Auflösung mit einer kleinen Digitalknipse – da rückt der Zukauf von neuem technischen Spielzeug erst einmal in die Ferne. Erst werden die Funktionen der aktuellen Geräte ausgeschöpft.

Früher war alles besser

Trotz der konservativen Headline lechzen heute viele Fotografen nach den neusten technischen Gadgets. Die Megapixelzahl ist bei den Topmodellen sogar schon dreistellig geworden. Überall gibt es Automatiken – für den Focus, die Verschlusszeit, die Blende, den ISO-Wert und was sonst noch. Man mag meinen, dass gute Bilder hier vorprogrammiert sind. Doch oftmals halten ja gerade die vielen Möglichkeiten einen davon ab, gezielt einen Moment einzufangen. Durch das Hören einiger Podcasts bestärkt (Happy Shooting, Monis Motivklingel und Inside Analog Photo), erwuchs mit der Zeit auch bei mir der Wunsch wieder analog zu fotografieren. Das freundliche Umherfragen im Freundes- und Familienkreis hat mir dann drei wirklich schöne Exemplare von analogen Spiegelreflexkameras in die Hände getrieben. Auch wenn diese augenscheinlich sehr ähnlich wirken, gibt es Unterschiede in Bezug auf die Objektivanschlüsse und Bedienung der verschiedenen Kameras. Über eine Belichtungsmessung und das Kleinbildformat, welches mit 35mm-Film bestückt werden möchte, verfügen aber alle Drei.

Nach nun einer handvoll verschossener Filme war es gerade die andere Herangehensweise des Fotografierens, die das Comeback der alten Kisten zum Spaß haben werden lassen. Im Moment der Aufnahme beschränkt man sich lediglich auf die grundlegenden Einstellungen und widmet sich dem eigentlich Interessanten – dem Motiv sowie dem entsprechenden Bildaufbau. Sowohl diese andere Herangehensweise, als auch gerade das Ergebnis, das wirklich zählt und erst versetzt betrachtet werden kann, hat hier überzeugt.

Um den Bildeindruck einer analogen Kleinbildkamera erreichen zu können, braucht es bei heutiger Digitaltechnik selbst auf dem Gebrauchtmarkt vierstellige Investitionen. Heute verkauft man diese teuren Kameras, Canon 5D Mark2 oder Nikon D700, nicht mit der Bezeichnung Kleinbild, sondern sicherlich auch aus Marketingperspektive als Vollformat. Bei den (preislich) darunter angesiedelten Kameras handelt es sich um sogenannte Crop-Kameras, bei denen dann nur noch ein Ausschnitt der eigentlichen Brennweite abgebildet wird. Ein 50mm-Objektiv wirkt so beispielsweise an einer digitalen 4/3-Kamera nicht wie ein Normal-, sondern wie ein Teleobjektiv. Folglich benötigt ein kleinerer Sensor ein weitwinkliges Objektiv. Daher sind deutlichere Freistellung und Bokeh mit einem größerem Bildformat bzw. -sensor besser zu erreichen.

Jedoch verbleibt bei allem technischen Hype um die neuen Techniken eine Anzahl von Fotografen, welche lieber wieder einen Film mit 36 oder auch nur zehn Aufnahmen einlegen. Gerade diese auf nur zehn Aufnahmen pro Film beschränktes Kameras im Mittelformat lassen mich in der letzten Zeit häufig in der digitalen Bucht nach Schnäppchen suchen oder ich ertappe mich dabei, wie ich einmal wieder meine Nase vor der Scheibe mit den gebrauchten Kameras platt drücke. Namen wie Hasselblad, Mamiya und Rollei klingen auch wunderbar im Ohr passionierter Fotografen.

Das notwendige Zubehör wie Filme und Chemie gibt es in gut sortierten Shops im Netz. Die eigene und damit auch gezielte Entwicklung von Schwarz-Weiß-Filmen ist im Heimgebrauch gut beherrschbar. Hierfür braucht es keinen lichtdichten Raum, sondern dies kann mit einer Entwicklerdose und einem Wechselsack geschehen. Die Entwicklung von C41-Farbfilmen ist nach wie vor in vielen Drogiemärkten und Fotolaboren für überschaubares Geld möglich. Also her mit den alten Schätzen, die in Schubladen, Abstellräumen, auf Dachböden oder nur als Dekoration ihr Dasein fristen.