Twitterism

Seit einigen Wochen hat Google seinen Entwurf eines Sozialen Netzwerks für Anwender frei geschaltet. Während anfänglich nur Google nahe Entwickler und Tester auf Google+ losgelassen wurden ist diese Plattform nun für stets mehr Personen verfügbar. Gerade das elitäre Zugangsverfahren, welches nur über Einladungen anderer schon aktiver Nutzer ein Betreten möglich machte, hat für ein schnelles Ansteigen der Nutzerzahlen geführt. Trotz aller Begeisterung wurde mir mit Google+ noch mal klar warum Twitter mein favorisierter Dienst bleibt. Hier eine Auflistung warum ich Twitter bevorzuge:

Verteilung von Daten – Eine geläufige Herangehensweise um der personalisierten Datensammlerei etwas zu entgehen, ist, seine Daten auf verschiedene Dienstanbieter zu verteilen. Gegen personalisierte Angebote ist erst einmal nichts zu sagen. Gerne verwende ich Empfehlungen, die auf mein Verhalten abgestimmt sind. Verdächtig wird mir allerdings, wer zu viel von mir wissen möchte. Bei Google nutze ich neben der Suche und dem Mail-Dienst den Reader, Maps und den Übersetzer. Ich behaupte mal glatt, dass sie damit genug von mir wissen. Auch Facebook möchte ein komplettes Angebot für den Nutzer bereitstellen und kennt in der Folge dann auch das komplette Nutzerverhalten aufgrund von Mails, eingebetteten Like-Codeschnipseln auf anderen Internetseiten, dem Chat und sonstigen Aktivitäten. Twitter ist im Gegensatz dazu relativ eigenständig von anderen Angeboten. Selbst wenn nun auch ein Upload-Service für Bilder zur Verfügung steht befinden sich die eigentlichen Inhalte auf externen Seiten und nicht bei Twitter.

Hashtags – Die Verschlagwortung, die mit Hilfe der Raute # bei Twitter stattfindet, erlaubt es Nachrichten einem Ereignis zuzuordnen, ohne einer Gruppe, einem Kanal oder ähnlich geschlossenen Bereichen beitreten zu müssen. Durch Hashtags verwandelt sich Twitter in einen öffentlichen Chat in dem sich Ereignisse nahezu live kommentieren lassen. Es lassen sich Nachrichten zu Sendungen (#annewill) oder  Ereignissen (#wm2010) einsehen oder kommentieren.

Timeline – Nachrichten werden bei Twitter chronologisch dargestellt. Aufgrund der  lediglich 140 Zeichen, die zur Verfügung stehen gibt es eine gute Übersichtlichkeit des Nachrichtenflusses. Das Weiterverbreiten von bestehenden Nachrichten geschieht über den Retweet. Mehrfachnennungen einer Nachricht von mehreren Nutzern verstopfen nicht überflüssig den Nachrichteneingang.

Öffentlichkeit – Twitter ist ein per se öffentliches Medium. Die Leser der eigenen Nachrichten lassen sich zwar über die Einstellungen einschränken, jedoch ist dies bei den Nutzern eher die Ausnahme. Andere Netzwerke erwecken mit ihren granularen Privatsphäreeinstellungen ein Sicherheitsgefühl, das aber aufgrund der Weiterverbreitung der Inhalte trügerisch ist. Inhalte die einmal im Netz sind, finden auch Wege (z.B. Bildschirmaufnahme) sich weiter zu verbreiten.

Pseudonyme – Google+ hat mit seinem Ausschluss von Nutzern mit Pseudonymen für einigen Wirbel gesorgt. Nutzern, die sich lediglich mit einem Pseudonym anmeldeten wurde von Google das Nutzerkonto stillgelegt und zum Teil auch gelöscht. Diese Stilllegung des Kontos wirkt sich nicht nur auf den neuen Dienst Google+ aus, sondern auch auf die angeschlossen Dienste wie Mail, Youtube, Dokumente und Ähnliche, die immer einem Google-Konto zugeordnet werden müssen. Der persönliche Schaden kann bei einer derartigen Stilllegung beträchtlich sein und macht die Idee von der Cloud etwas beängstigend, wenn sie bei einem Verstoß das persönlich Erschaffene des Benutzers sperrt oder sogar löscht.

Google+ befindet sich nach firmeneigenen Angaben noch im Erprobungsmodus. Jedes Netzwerk jedoch ist in ständiger Veränderung, bei der Optimierungen und neue Dienste unter der Haube eingepflegt werden. Der beste derzeitige Ansatz für die Informationsbeschaffung stellt für mich aus den oben genannten Gründen Twitter dar. Da technische und gestalterische Ansätze sich über die Zeit verändern, werden auch bisher monopolistisch erscheinende Anbieter wieder verschwinden und neuen Ideen Platz machen.

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