Schlagwort-Archive: Social Media

Facebook is watching you!

Wenige Tage nachdem das Überschreiben der E-Mailadressen bei Facebook für Aufmerksamkeit gesorgt hat gibt es nun den nächsten Vorfall beim Social-Media-Platzhirsch, der es in die Schlagzeilen schafft. So wurde bestätigt, dass zur Abwehr von Straftaten die Chats und Nachrichten der Nutzer überwacht werden. Aber wohl auch diese Neuigkeit scheint die große Herde, die es sich bei bei Facebook bequem gemacht hat, nicht in Gang setzen zu können. Es brauch wohl einen größeren Skandal, der die Anwender von dem Dienst abkehren lässt.

Online-Überwachung: Facebook überwacht Chats und Nachrichten: „Facebook untersucht offenbar die Inhalte seiner Chats und Nachrichten auf kriminelle Aktivitäten. Facebooks Chief Security Officer hat gegenüber der Agentur Reuters bestätigt, dass verdächtige Inhalte genauer geprüft würden, um möglicherweise zusätzliche Schritte einzuleiten oder gar die Polizei zu informieren.“

via zdnet.de

Du bist das Produkt

Facebook strebt für dieses Jahr seinen Börsengang an. Das Soziale Netzwerk hat nach eigenen Angaben weltweit 850 Millionen Nutzer. Damit ist mehr als ein Zehntel der Weltbevölkerung hier registriert. Für Deutschland liegt die Nutzerzahl nach Firmenangaben bei mehr als 25 Millionen. Bei einer derart hohen Marktdurchdringung stellt sich die Frage, ob man sich für die nächste Volkszählung, nicht direkt an diesen Konzern wendet. Solche Marktwerte lassen Börsianer nahezu schwindelig werden. Facebook schätzt seinen Unternehmenswert auf etwa 60 Milliarden $ – und somit ca. 70 $ pro Nutzer.

Der Konzern generiert seinen Gewinn momentan hauptsächlich aus Werbeanzeigen. Die eigentliche Registrierung und Verwendung ist für Privatpersonen und Unternehmen kostenfrei. Ein derart hoch geschätzter Unternehmenswert lässt sich allerdings nur aus den möglichen zukünftigen Versprechen wie der Einbindung von Bezahlmodellen, den weiteren Ausbau von Werbeanzeigen (gerade auf der mobilen Version) und den Erlös durch Spielevertrieb auf der Plattform ableiten.
Die große Wertschätzung dieses Unternehmens generiert sich somit vorwiegend aus den Versprechen an die Zukunft. Online-Netzwerke und neue Medien entwickeln sich nach wie vor rasant weiter. Facebook selbst wurde erst im Jahr 2004 gegründet und hat sich in wenigen Jahren zum marktdominierenden Anbieter entwickelt. Schon vor Facebook  gab es äußerst populäre Angebote wie die VZ-Netzwerke oder auch Myspace. Diese sind jedoch durch ausbleibende und fehlgeleitete Produktentwicklungen und technische Probleme heute nahezu bedeutungslos geworden.

Ebenso überzeugt bin ich davon, dass dieses Schicksal Facebook zuteil wird. Auch wenn Facebook heute den größten Teil der Nutzer an sich binden kann, sind die Privatsphäre-Simulation, die komplexen Einstellungen, die Datenschutzbestimmungen und die ungefragte Freischaltung neuer Funktionen  nutzerunfreundlich und daher nicht zukunftsfähig. Facebook schreibt so etwa in den AGBs: „Du gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, gebührenfreie, weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest.“ Hiermit gestattet man, dass eigene Inhalte von Facebook veräußert werden dürfen. Diese Grundfehler zu korrigieren wird deutlich schwerer sein, als einen besseren Neuentwurf vorzulegen. Google+ und Path sind zwei gut aussende Neuentwürfe. Doch auch sie kranken an der Problemstellung, wie sich ein Netzwerk kostenfrei anbieten lässt ohne durch die Nutzerdaten Gewinn zu generieren.

Das Projekt Diaspora liefert mit einer freien Software zur Bildung von sozialen Netzwerken eine spannende Alternative, welche über Spenden finanziert wurde. Die dezentrale Struktur sorgt dafür, dass der Anwender seine Daten auf persönlichen Webservern ablegt. Momentan tummeln sich hier etwa 370.000 Nutzer. Viele normale Anwender (Nicht-Nerds) sind mit der Verwaltung ihres Facebook-Auftritts schon komplett beschäftigt und möchten daher auch andere Wege nicht beschreiten. Entscheidend wird sein, ob die große Masse der Nutzer die bisherigen Bestimmungen in Kauf nimmt oder sich neue Wege sucht, die eigenen Inhalte und Verweise zu veröffentlichen. Von mir auf jeden Fall bekommt Facebook kein Foto mehr.

Twitterism

Seit einigen Wochen hat Google seinen Entwurf eines Sozialen Netzwerks für Anwender frei geschaltet. Während anfänglich nur Google nahe Entwickler und Tester auf Google+ losgelassen wurden ist diese Plattform nun für stets mehr Personen verfügbar. Gerade das elitäre Zugangsverfahren, welches nur über Einladungen anderer schon aktiver Nutzer ein Betreten möglich machte, hat für ein schnelles Ansteigen der Nutzerzahlen geführt. Trotz aller Begeisterung wurde mir mit Google+ noch mal klar warum Twitter mein favorisierter Dienst bleibt. Hier eine Auflistung warum ich Twitter bevorzuge:

Verteilung von Daten – Eine geläufige Herangehensweise um der personalisierten Datensammlerei etwas zu entgehen, ist, seine Daten auf verschiedene Dienstanbieter zu verteilen. Gegen personalisierte Angebote ist erst einmal nichts zu sagen. Gerne verwende ich Empfehlungen, die auf mein Verhalten abgestimmt sind. Verdächtig wird mir allerdings, wer zu viel von mir wissen möchte. Bei Google nutze ich neben der Suche und dem Mail-Dienst den Reader, Maps und den Übersetzer. Ich behaupte mal glatt, dass sie damit genug von mir wissen. Auch Facebook möchte ein komplettes Angebot für den Nutzer bereitstellen und kennt in der Folge dann auch das komplette Nutzerverhalten aufgrund von Mails, eingebetteten Like-Codeschnipseln auf anderen Internetseiten, dem Chat und sonstigen Aktivitäten. Twitter ist im Gegensatz dazu relativ eigenständig von anderen Angeboten. Selbst wenn nun auch ein Upload-Service für Bilder zur Verfügung steht befinden sich die eigentlichen Inhalte auf externen Seiten und nicht bei Twitter.

Hashtags – Die Verschlagwortung, die mit Hilfe der Raute # bei Twitter stattfindet, erlaubt es Nachrichten einem Ereignis zuzuordnen, ohne einer Gruppe, einem Kanal oder ähnlich geschlossenen Bereichen beitreten zu müssen. Durch Hashtags verwandelt sich Twitter in einen öffentlichen Chat in dem sich Ereignisse nahezu live kommentieren lassen. Es lassen sich Nachrichten zu Sendungen (#annewill) oder  Ereignissen (#wm2010) einsehen oder kommentieren.

Timeline – Nachrichten werden bei Twitter chronologisch dargestellt. Aufgrund der  lediglich 140 Zeichen, die zur Verfügung stehen gibt es eine gute Übersichtlichkeit des Nachrichtenflusses. Das Weiterverbreiten von bestehenden Nachrichten geschieht über den Retweet. Mehrfachnennungen einer Nachricht von mehreren Nutzern verstopfen nicht überflüssig den Nachrichteneingang.

Öffentlichkeit – Twitter ist ein per se öffentliches Medium. Die Leser der eigenen Nachrichten lassen sich zwar über die Einstellungen einschränken, jedoch ist dies bei den Nutzern eher die Ausnahme. Andere Netzwerke erwecken mit ihren granularen Privatsphäreeinstellungen ein Sicherheitsgefühl, das aber aufgrund der Weiterverbreitung der Inhalte trügerisch ist. Inhalte die einmal im Netz sind, finden auch Wege (z.B. Bildschirmaufnahme) sich weiter zu verbreiten.

Pseudonyme – Google+ hat mit seinem Ausschluss von Nutzern mit Pseudonymen für einigen Wirbel gesorgt. Nutzern, die sich lediglich mit einem Pseudonym anmeldeten wurde von Google das Nutzerkonto stillgelegt und zum Teil auch gelöscht. Diese Stilllegung des Kontos wirkt sich nicht nur auf den neuen Dienst Google+ aus, sondern auch auf die angeschlossen Dienste wie Mail, Youtube, Dokumente und Ähnliche, die immer einem Google-Konto zugeordnet werden müssen. Der persönliche Schaden kann bei einer derartigen Stilllegung beträchtlich sein und macht die Idee von der Cloud etwas beängstigend, wenn sie bei einem Verstoß das persönlich Erschaffene des Benutzers sperrt oder sogar löscht.

Google+ befindet sich nach firmeneigenen Angaben noch im Erprobungsmodus. Jedes Netzwerk jedoch ist in ständiger Veränderung, bei der Optimierungen und neue Dienste unter der Haube eingepflegt werden. Der beste derzeitige Ansatz für die Informationsbeschaffung stellt für mich aus den oben genannten Gründen Twitter dar. Da technische und gestalterische Ansätze sich über die Zeit verändern, werden auch bisher monopolistisch erscheinende Anbieter wieder verschwinden und neuen Ideen Platz machen.